Jeder Hundebesitzer kennt es: Plötzlich muss der Hund mitten in der Nacht raus. Hektisch wird die Tür aufgerissen, und draußen wird einem schnell klar: Es ist akuter Durchfall. Zwischen Mitleid für den Hund und Frust über die nächtliche Störung stellt sich die Frage: Was ist die Ursache, und wann sollte ein Tierarzt aufgesucht werden?
Was ist akuter Durchfall?
Akuter Durchfall tritt plötzlich auf und dauert in der Regel nicht länger als ein bis zwei Wochen. Er ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern vielmehr ein Symptom für eine Vielzahl möglicher Erkrankungen.
Mögliche Ursachen für Durchfall
Die Gründe für akuten Durchfall sind vielfältig. Man unterscheidet zwischen nicht fütterungsbedingten und fütterungsbedingten Ursachen:
Nicht fütterungsbedingte Ursachen:
Infektionen: Bakterien, Viren (z.B. Parvovirus) oder Parasiten (z.B. Giardien, Würmer, Trichomonaden).
Aufnahme von Fremdkörpern: Verschluckte Gegenstände können zu Verdauungsproblemen und im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen.
Nebenwirkungen von Medikamenten: Antibiotika, Wurmkuren oder andere Medikamente können Durchfall als Nebenwirkung haben.
Vergiftungen: Auch wenn sie glücklicherweise seltener vorkommen als oft vermutet, können Giftstoffe Durchfall verursachen.
Organerkrankungen: Erkrankungen von Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse können ebenfalls Verdauungsstörungen auslösen.
Fütterungsbedingte Ursachen:
Futterwechsel: Manche Hunde reagieren empfindlich auf einen zu schnellen Futterwechsel.
Verdorbenes oder belastetes Futter: Alte oder schlecht gelagerte Lebensmittel können Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen.
Kohlenhydratüberschuss: Eine Überladung mit schlecht verdaulichen Kohlenhydraten kann zu osmotischem Durchfall führen.
Übermäßige Proteinaufnahme: Besonders schwer verdauliche Proteine oder eine plötzliche Erhöhung des Innereienanteils in der Nahrung können weichen Kot oder Durchfall auslösen.
Symptome und was sie bedeuten können
Neben dem offensichtlichen Durchfall gibt es weitere Symptome, die auf die Ursache hinweisen können:
Blut im Kot (rot): Frisches Blut weist auf eine Reizung oder Entzündung im Dickdarm hin.
Schwarzer Kot: Verdautes Blut kann auf Blutungen im Magen oder oberen Darmtrakt hinweisen.
Weiße, reiskornartige Strukturen: Hier könnten Bandwürmer im Spiel sein.
Sehr voluminöser, fettiger Kot: Kann auf eine Bauchspeicheldrüsenproblematik hindeuten.
Schleimiger Kot: Ein Hinweis auf eine Entzündung im Dickdarm, oft durch Giardien oder andere Ursachen ausgelöst.
Wann muss der Hund zum Tierarzt?
Nicht jeder Durchfall erfordert sofort einen Tierarztbesuch. Doch in folgenden Fällen sollte umgehend eine Praxis aufgesucht werden:
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- Wenn der Hund apathisch wirkt, nicht frisst oder zittert.
- Wenn zusätzlich Erbrechen auftritt.
- Bei anhaltendem Durchfall über mehr als zwei Tage.
- Wenn der Hund auffällig viel Wasser verliert und dehydriert wirkt.
- Bei Fieber (über 39°C).
- Wenn ein Fremdkörper aufgenommen wurde.
- Bei Welpen, alten oder gesundheitlich vorbelasteten Hunden.
Erste Hilfe bei Durchfall – Was kannst du tun?
Falls dein Hund ansonsten fit ist, kannst du einige Maßnahmen zu Hause ergreifen:
Frisches Wasser bereitstellen: Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, sollte immer genügend sauberes Wasser zur Verfügung stehen. Ein wenig Hühnerbrühe kann die Trinkfreude steigern.
Schonkost anbieten: Eine gut verdauliche Mischung aus Huhn und Reis (oder Kartoffeln) kann helfen. Hütten- oder Magerquark kann ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein.
Kein Nüchternlassen: Die frühere Empfehlung, den Hund 24 Stunden fasten zu lassen, ist überholt. Der Magen-Darm-Trakt benötigt Nährstoffe, um sich zu regenerieren.
Flohsamenschalen oder Zellulose geben: Diese können Wasser im Darm binden und die Darmtätigkeit regulieren.
Ruhe gönnen: Körperliche Anstrengung vermeiden und dem Hund Zeit zur Erholung geben.
Strenge Hygiene einhalten: Besonders wenn Parasiten oder bakterielle Infektionen als Ursache infrage kommen.
Wie geht es weiter?
In den meisten Fällen bessert sich der Durchfall mit den oben genannten Maßnahmen innerhalb weniger Tage. Sollte das nicht der Fall sein oder treten zusätzliche Symptome auf, ist eine weitergehende Diagnostik durch den Tierarzt erforderlich.
Für eine langfristig gesunde Verdauung lohnt es sich, auf eine ausgewogene Ernährung und einen behutsamen Futterwechsel zu achten. Falls dein Hund häufiger unter Verdauungsproblemen leidet, könnte eine individuelle Ernährungsberatung sinnvoll sein.
Fazit
Durchfall kann viele Ursachen haben und ist oft harmlos. Dennoch gibt es Situationen, in denen ein Besuch in der Tierärztlichen Praxis unumgänglich ist. Mit den richtigen Maßnahmen kannst du deinem Hund helfen, sich schnell wieder zu erholen – und hoffentlich bleiben dir nächtliche Gassigänge bei Minusgraden in Zukunft erspart.
Hier kannst du die passende Podcast-Folge hören:
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