Warum manche Hunde alles fressen – Die Ursachen verstehen

Das Verhalten, ständig alles Mögliche aufzunehmen, kann verschiedene Ursachen haben – und nicht immer ist es besorgniserregend. Häufige Ursachen für das “Allesfresser”-Verhalten sind:

Entwicklungsphase (orale Phase)
Welpen erkunden ihre Umwelt mit dem Maul. Diese „orale Phase“ ist für junge Hunde normal und Teil ihrer Entwicklung. Sie neigen dazu, alles aufzusammeln und zu probieren. In der Regel legt sich dieses Verhalten mit zunehmendem Alter.

Gefräßigkeit als Charakterzug
Bei bestimmten Rassen wie Labradors oder Beagles scheint es, als würden sie einfach nie satt werden. Sie sind dafür bekannt, alles fressen zu wollen, was sie als essbar einstufen – oft unabhängig vom tatsächlichen Hunger.

Krankhaft gesteigerter Appetit
In seltenen Fällen kann ein medizinischer Hintergrund vorliegen, wie z. B. eine krankhafte Essstörung (Polyphagie) oder Pica. Hunde mit Polyphagie haben einen übersteigerten Appetit, während Hunde mit Pica sogar unverdauliche Dinge wie Steine oder Plastik aufnehmen. Diese Fälle sind medizinisch abzuklären und benötigen gegebenenfalls eine tierärztliche Behandlung.

Nährstoffmangel?
Häufig wird gefragt, ob das Verhalten auf einen Nährstoffmangel hindeutet. Doch in den meisten Fällen ist das eher unwahrscheinlich. Studien zeigen, dass Hunde Kot nicht aus Nährstoffmangel aufnehmen. Wahrscheinlicher ist es, dass diese Hunde sehr hungrig sind oder weniger Ekel empfinden als wir Menschen.

 

 

Praktische Tipps: Fütterung und Training gegen das „Allesfresser“-Verhalten

Falls dein Hund unterwegs alles Mögliche frisst, gibt es verschiedene Ansätze, um das Verhalten in den Griff zu bekommen. Von Fütterungshacks bis hin zu gezieltem Training – wir zeigen dir, wie du dein Zuhause und deinen Alltag sicherer machen kannst.

Fütterungsform überdenken
Deine Wahl zwischen Nass- und Trockenfutter kann das Sättigungsgefühl des Hundes beeinflussen. Nassfutter hat ein größeres Volumen und sorgt für ein stärkeres Sättigungsgefühl als Trockenfutter. Alternativ kannst du auch Trockenfutter einweichen, um das Volumen zu vergrößern. Das hilft besonders bei Hunden, die sich ständig hungrig fühlen.

Volumen erhöhen durch kalorienarmes Gemüse
Ein bewährter Trick, um das Futtervolumen ohne zusätzliche Kalorien zu erhöhen, ist kalorienarmes Gemüse wie Karotten. Gib zum normalen Futter einfach eine Portion pürierte, geriebene oder gekochte Karotten dazu. Dadurch wird das Magenvolumen vergrößert und dein Hund kann länger satt bleiben, ohne zuzunehmen.

Ballaststoffe ergänzen
Ein weiterer Weg, den Hund länger satt zu halten, ist die Zugabe von Ballaststoffen wie Cellulose. Diese ist geschmacks- und geruchsneutral und kann leicht ins Futter gemischt werden. Achte darauf, die Menge langsam zu steigern, damit der Verdauungstrakt sich anpasst.

 

 

Trainingstipps: So lernt euer Hund, nicht alles zu fressen

Natürlich ist Fütterung nur eine Seite der Medaille. Das Verhalten zu trainieren, ist ein weiterer wichtiger Baustein. Hier ein paar nützliche Trainingstipps:

Signal “Gib ab” trainieren
Ein konsequent trainiertes ‘Gib ab’-Signal kann Wunder wirken. Wenn dein Hund unterwegs etwas Unerlaubtes aufnimmt, soll er lernen, es auf Befehl fallen zu lassen. Beginne das Training zu Hause mit Leckerli und wenig Ablenkung und steigere dich dann langsam nach draußen.

Gegenstände und Lebensmittel sicher verstauen
Besonders „klaugefährdete“ Hunde profitieren davon, wenn du alles Essbare außer Reichweite aufbewahrst. Wenn du etwas aus Versehen stehen lässt, nutzt der Hund die Gelegenheit – das ist für ihn natürlich eine Belohnung, die sein Verhalten verstärkt.

Maulkorb für problematische Situationen
Wenn alle Stricke reißen und dein Hund draußen weiterhin alles frisst, kann ein Maulkorb helfen. Er schützt ihn in problematischen Umgebungen davor, gefährliche Dinge wie Glasscherben oder giftige Lebensmittel aufzunehmen.

 

 

Wann zum Tierarzt?

Wenn dein Hund plötzlich alles frisst oder sich sein Verhalten verändert, solltest du ihn tierärztlich untersuchen lassen. Nimmt dein Hund ab oder zeigt er andere Symptome, solltest du unbedingt tierärztlichen Rat einholen.

 

 

Zusammengefasst

Es gibt viele Ursachen, warum ein Hund ständig alles frisst – von natürlicher Neugier über gefräßige Veranlagungen bis hin zu medizinischen Hintergründen. Mit einer Kombination aus Fütterungsstrategien und gezieltem Training lässt sich dieses Verhalten meist gut in den Griff bekommen.

Wenn du noch mehr spannende Tipps und wissenschaftliche Fakten zur Ernährung für Hunde und Katzen wollt, besuche uns gerne auf unserem Instagram-Kanal @die_futtertierärztin. Dort teilen wir regelmäßig Wissen und Neuigkeiten rund um die richtige Fütterung deiner vierbeinigen Freunde.

Hier kannst du die passende Podcast-Folge hören:

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